Dirigentin Lisa Marie Bodem zum Neustart beim Musikverein 1905 Ober-Wöllstadt e.V.
Auf dem Weg zu einem musikalischen Aufbruch in / nach Corona
Im Rahmen des Förderprogramms Neustart Amateurmusik hat sich das Stammorchester des Musikverein 1905 Ober-Wöllstadt e.V. ein Projekt überlegt, um durchstarten zu können, sobald Proben im Rahmen der Corona-Pandemie wieder erlaubt sind.
Es ist ein trauriges Bild, das sich Woche für Woche seit November 2020 abzeichnet. Nach wie vor sind sämtliche Vereinsaktivitäten aufgrund von Corona untersagt. Proben sind – wenn wieder erlaubt – sehr wahrscheinlich nur in kleinen Gruppen möglich. Die Förderung der Musik, das gemeinsame Musizieren und der Kontakt untereinander ist ein hohes kulturelles und gemeinschaftliches Gut. Diese Aspekte auch in Corona-Zeiten zu verfolgen, ist die Prämisse des Musikvereins 1905 Ober-Wöllstadt e.V..
Wir als Musikverein müssen uns der Herausforderung dieser Zeit stellen, dass bei einer Erlaubnis der Musikproben in der Corona-Pandemie sehr wahrscheinlich nur mit einer kleinen Anzahl von Musikern geprobt werden darf. Wichtig ist die Erkenntnis, dass wir in unserem musikalischen Schaffen nicht auf die Besetzung „Großes Blasorchester“ beschränkt sind, sondern aus den verschiedenen Gruppen des Blasorchesters heraus Ensembles verschiedenster Art bilden können.
Mit unserem geplanten Zukunftsprojekt des Ensemblespiels, das unter dem Titel Musikalischer Aufbruch in eine Zeit nach Corona! geplant ist, sehen wir für das Stammorchester des Musikvereins 1905 Ober-Wöllstadt e.V. einen Weg für einen Neustart im Bereich Amateurmusik in bzw. nach Corona, da wir durch dieses Projekt erreichen können, wieder gemeinsam Musik zu machen und die sozialen Kontakte untereinander zu stärken.
Für die angedachte Ensemblearbeit soll das Orchester in kleine Instrumentalgruppen aufgeteilt werden. Uns ist es wichtig, dass jeder Musiker mitmachen kann und das verhindert werden muss, dass sich einzelne ausgeschlossen fühlen. Dementsprechend muss die Literatur ausgewählt sein, die nicht den Anspruch erheben soll, besonders schwer oder gar virtuos zu sein. Vielmehr müssen die Stücke so ausgewählt werden, dass sie den Musiker auf dem jeweiligen musikalischen Level abholen und in gewissen Gesichtspunkten wie z.B. Artikulation, Gehörschulung oder Intonation weiterentwickeln.
Musikalische Vielfalt lautet das Motto, das sich durch die programmierten Werke zieht, die wir für unsere Ensemblearbeit vorsehen. So sollen sich neben gemischten und reinen Holzbläser-, Blechbläser- und Schlagzeugformationen Arrangements von Filmmusiken aus z.B. Shrek oder Star Wars, bekannte Märsche und Lieder wie der March of the Belgian Paratroopers (Pierre Leemans), Halleluja von Leonard Cohen sowie Africa von Toto, aber auch Musik aus der Epoche des Barocks (Alla Hornpipe aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel) und originale Ensemblemusik von Otto M. Schwarz (Through the times) wiederfinden. Auch ein ruhiger Choral fehlt in dieser großen Spannbreite des geplanten Programms unserer Ensemblemusik nicht: Thomas Doss arrangierte sein für sinfonisches Blasorchester komponiertes Werk St. Florian Choral für ein Holzbläserensemble plus Schlagzeug, das eine Gruppe unseres Orchesters spielen wird.
Das Ensemblespiel ist ein Schlüssel für den Neustart im Bereich Amateurmusik, weil er viele gute Potenziale für die Qualität der Amateurmusikszene, den Musikverein 1905 Ober-Wöllstadt e.V. und seiner Musiker birgt. Durch das Spielen in kleinen Gruppen verbessern sich Intonation, Artikulationen, die Auffassung von Dynamik, die Gehörschulung sowie das eigene Selbstvertrauen und der eigene Bezug zu sich und seinem Instrument. Der Musiker fühlt sich noch mehr als in der großen Familie des Orchesters als unverzichtbarer Teil des Ganzen, in das er sich zum Erfolg seiner Gruppe einbringen muss. Das positive Erleben der Ensemblearbeit stärkt das Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit des Musikers in sich und sein Instrument und den Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Der Begriff Spielfreude erfährt hierdurch noch einmal eine ganz neue Qualität. Diese verbesserten und trainierten Aspekte aus der Ensemblezeit bringt der Musiker irgendwann wieder in das große Orchester zurück, wo die Ensemblearbeit dann seine Früchte tragen wird.
Auch der Bezug bzw. die Beziehung zu unserem Publikum und die Eingliederung des Musikvereins im Dorfleben ist für uns sehr wichtig und beschäftigt uns. Die geprobten Ensemblestücke aus unserem Neustart-Projekt sollen im Sommer 2021 in kleinen Open Air Konzerten der einzelnen Gruppen dargeboten werden. Im Spätherbst des Jahres ist ein Abschlusskonzert in der Römerhalle mit allen Gruppen geplant. Natürlich alles unter strenger Beachtung und Einhaltung der Hygienevorschriften und wenn es die Pandemie und Situation zulässt.
So schlimm Corona für den Bereich der Amateurmusik ist, birgt aber auch diese Zeit die Chance, die Musiker und das Orchester auf eine höhere Stufe von Musikalität zu heben und das Vertrauen in sich und in andere zu stärken. Dies und die Wiederbelebung des musikalischen Schaffens und der sozialen Beziehungen wollen wir durch unser geplantes Zukunftsprojekt des Ensemblespiels erreichen, um in eine gute Zukunft in und nach Corona starten zu können.